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Energieeffizienz als größte Energiequelle behandeln

2. März 2015
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Die Europäische Kommission hat am 25. Februar ihren mit Spannung erwarteten Vorschlag zur Energieunion präsentiert. Darin schlägt sie ihre Prioritäten in der EU Energie- und Klimapolitik für die nächsten zwei Jahre vor. Dabei soll die engere Zusammenarbeit von EU-Staaten bei Energiefragen gefördert werden.

 

Ener­gie­uni­on be­deu­te für die Kom­mis­si­on un­ter an­de­rem, "Ener­gie­ef­fi­zi­enz grund­le­gend zu über­den­ken und als ei­gen­stän­di­ge Ener­gie­quel­le zu be­han­deln, da­mit sie gleich­be­rech­tigt mit Er­zeu­gungs­ka­pa­zi­tät kon­kur­rie­ren kann".

 

Die Wär­me- und Käl­teer­zeu­gung ist nach wie vor der Ein­zel­be­reich mit dem höchs­ten Ener­gie­be­darf in Eu­ro­pa. Die Kom­mis­si­on wird da­her ei­ne Über­prü­fung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz-Richt­li­nie und der Richt­li­nie über die Ge­sam­t­ener­gie­ef­fi­zi­enz von Ge­bäu­den vor­neh­men, um den ge­eig­ne­ten Rah­men für wei­te­re Fort­schrit­te bei der Ver­bes­se­rung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz von Ge­bäu­den zu schaf­fen. Ba­sie­rend auf den kon­kre­ten Er­fah­run­gen der Mit­glied­staa­ten wird die Kom­mis­si­on Me­cha­nis­men für die Er­leich­te­rung des Zu­gangs zu vor­han­de­nen Fi­nanz­mit­teln un­ter­stüt­zen, da­mit der Ge­bäu­de­be­stand ener­gie­ef­fi­zi­en­ter wird. In­ves­ti­tio­nen in die Ener­gie­ef­fi­zi­enz von Ge­bäu­den ge­hö­ren heu­te zu den loh­nends­ten Maß­nah­men die­ser Art für Bür­ger und Un­ter­neh­men.

 

 

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Energy Union Schema

40% Ener­gie­ein­spa­run­gen bis 2030 sind öko­no­misch sinn­voll

„Die Vor­schlä­ge sind gu­te Vor­sät­ze, es feh­len aber die kon­kre­ten Maß­nah­men“, ana­ly­siert Gün­ter Lang, Lei­ter der Pas­siv­haus Aus­tria. Die Ener­gie­ef­fi­zi­enz-Richt­li­nie war hier schon ein­mal wei­ter. Ei­ne wei­te­re Prä­zi­sie­rung und Ver­schär­fung die­ser, könn­te ra­sche Er­fol­ge er­zie­len. So ge­he aber le­dig­lich viel Zeit und Ener­gie ver­lo­ren, bis kon­kre­te Ge­set­ze be­schlos­sen sind und der Bau­sek­tor rea­giert, fol­gert Lang. Die der­zei­ti­ge Ziel­vor­ga­be von 27% Ener­gie­ein­spa­run­gen bis 2030 sei hin­ge­gen kein gu­ter Vor­satz.

„Hier ist bei wei­tem viel mehr mög­lich und 40% Ener­gie­ein­spa­run­gen bis 2030 drin­gend er­for­der­lich, will man das Pferd nicht von hin­ten auf zäu­nen. Es ist ent­schei­dend, je­weils zu­erst die Ef­fi­zi­enz­po­ten­tia­le voll aus­zu­nut­zen, be­vor dar­an ge­dacht wird, wie die Ener­gie er­zeugt, ge­spei­chert und trans­por­tiert wer­den soll. Erst so lässt sich ei­ne kon­se­quen­te Ener­gie­wen­de kos­ten­güns­tig und im Ein­klang mit der Be­völ­ke­rung er­folg­reich um­set­zen“, un­ter­streicht Lang die Be­deu­tung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz.

"Die­ser An­spruch (der Ener­gie­uni­on, Anm.) müs­se nun aber durch Maß­nah­men be­glei­tet wer­den", stößt Ro­land Jöbstl, Po­li­cy Of­fi­cer für Kli­ma und Ener­gie des Eu­ro­pean En­vi­ron­men­tal Bu­reau (EEB), ins sel­be Horn. Statt­des­sen ge­be es aber ei­ne fast ob­ses­si­ve Su­che nach neu­en Gas­lie­fe­ran­ten. Ei­ne er­folg­rei­che Ener­gie­uni­on er­for­de­re aber, dass man Ener­gie­ef­fi­zi­enz an ers­te Stel­le stellt und das ver­bind­li­che Ener­gie­ef­fi­zi­enz-Ziel in Hö­he von 40% bis 2030 kon­se­quent ver­folgt, be­tont Jöbstl. "Die Ener­gie­ef­fi­zi­enz­richt­li­nie, die Ge­bäu­de- und Ener­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nung so­wie die Öko­de­sign-Richt­li­nie sind groß­ar­ti­ge Bei­spie­le für er­folg­rei­che Maß­nah­men auf EU-Ebe­ne. Aber die Kom­mis­si­on muss nun klar und deut­lich sa­gen, dass sie die­se In­stru­men­te stär­ken will, um wei­te­re Ein­spa­run­gen beim Ener­gie­ver­brauch und bei Treib­h­aus­ga­se­mis­sio­nen zu er­rei­chen."

Wal­ter Sau­rer, Ener­gie­spre­cher von Green­pe­ace in Ös­ter­reich er­gänzt: "Die Ener­gie­uni­on bie­tet jetzt die Chan­ce, den Aus­bau der er­neu­er­ba­ren Ener­gi­en und Ener­gie­ef­fi­zi­enz wei­ter vor­an­zu­trei­ben und die Ener­gie­ab­hän­gig­keit Eu­ro­pas zu re­du­zie­ren. Ös­ter­reich muss die­se Chan­ce er­grei­fen und zu­sam­men mit an­de­ren Län­dern wie Deutsch­land und Dä­ne­mark Al­li­an­zen schmie­den um er­neu­er­ba­re Ener­gi­en und Ef­fi­zi­enz­maß­nah­men als Kern­tech­no­lo­gi­en im Rah­men der Ener­gie­uni­on zu im­ple­men­tie­ren".

Sau­er warnt vor fau­len Kom­pro­mis­sen: "Die vor­ge­schla­ge­ne gleich­ran­gi­ge Be­hand­lung von Schie­fer­gas­för­de­rung mit er­neu­er­ba­ren Ener­gi­en ist völ­lig in­ak­zep­ta­bel. Das­sel­be gilt für den von ei­ni­gen Län­dern zur For­cie­rung von Atom­ener­gie ge­for­der­ten, so­ge­nann­ten neu­tra­len Tech­no­lo­gie­an­satz zur Er­rei­chung der Kli­ma­schutz­zie­le."

 

 

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Eu­ro­pa durch Ener­gie­ef­fi­zi­enz un­ab­hän­gig von Ener­gi­eim­por­ten ma­chen

53 Pro­zent der be­nö­tig­ten Ener­gie wur­den 2014 um 400 Mil­li­ar­den Eu­ro in die EU im­por­tiert. Die EU ist da­mit der größ­te Ener­gie-Im­por­teu­er welt­weit und ab­hän­gig von au­ßer­eu­ro­päi­schem Gas und Öl. Dä­ne­mark zeigt vor, wie es mög­lich ist, von die­sen Ener­gi­eim­por­ten un­ab­hän­gig zu wer­den. So ha­ben die Dä­nen nicht nur mas­siv die Wind­kraft aus­ge­baut, son­dern set­zen auch klar auf Ener­gie­ef­fi­zi­enz. Im Rah­men der Eu­ro­päi­schen Ge­bäu­de-Richt­li­nie EBPD war bis 2014 von je­der Na­ti­on das „Ne­ar­ly Ze­ro Ener­gy Buil­ding“ NZEB zu de­fi­nie­ren, wel­ches ab 2020 in ganz Eu­ro­pa zum Min­dest­stan­dard wird. Wäh­rend die Dä­nen das NZEB mit ei­nem max. Pri­mär­ener­gie­be­darf von 60 kWh/m²a (in­klu­si­ve Haus­haltss­trom) fest­ge­legt ha­ben, konn­te sich die ös­ter­rei­chi­sche Po­li­tik mit 160 kWh/m²a nur auf einen zwei­ein­halb Mal so ho­hen Pri­mär­ener­gie­be­darf durch­rin­gen.

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Mit dem eu­ro­päi­schen Ener­gie­wen­de Mas­ter­plan ha­ben Prof. Dr. Wolf­gang Feist und Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Ul­rich von Weiz­sä­cker be­reits 2012 bei der 16. In­ter­na­tio­na­len Pas­siv­haus­ta­gung auf­ge­zeigt, wie Eu­ro­pa durch Ener­gie­ef­fi­zi­enz un­ab­hän­gig von Ener­gi­eim­por­ten wer­den kann. In ih­ren da­ma­li­gen Keyno­tes un­ter­stri­chen sie die welt­wei­te Dring­lich­keit zur Ver­fünf­fa­chung der Res­sour­cen­pro­duk­ti­vi­tät, wol­len wir lang­fris­tig sie­ben Mil­li­ar­den Men­schen auf die­sem Pla­ne­ten so­zi­al ver­träg­lich ver­sor­gen. „Das Pas­siv­haus er­laubt so­gar einen Fak­tor 10, ist al­so ei­ne fan­tas­ti­sche In­no­va­ti­on und heu­te be­reits ab­so­lut ren­ta­bel“, un­ter­strich Weiz­sä­cker die glo­ba­le Be­deu­tung des Pas­siv­haus-Stan­dards