Staatspreis "Architektur und Nachhaltigkeit 2014" an sechs Passivhäuser
„Das Zusammenspiel von innovativen und energieeffizienten Lösungen sowie höchster architektonischer Qualität leistet einen wichtigen Beitrag für ein lebenswertes Österreich“, sagte Bundesminister Andrä Rupprechter anlässlich der Verleihung der Staatspreise für Architektur und Nachhaltigkeit.
Fünf besonders engagierte Projekte wurden am 13. Jänner im ORF RadioKulturhaus ausgezeichnet, sieben weitere erhielten eine Nominierung. „Alle Prämierten stellen unter Beweis, dass anspruchsvolle Architektur, ressourcenschonende Bauweise, Energieeffizienz und ein Baustil im Einklang mit Umwelt und Natur keine Widersprüche sind“, unterstrich der Minister. Im Gespräch mit den Preisträgern zeigte sich Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria, sehr erfreut davon, dass jedes zweite nominierte Projekt ein Passivhaus ist, welche mit Hilfe dem PHPP Passivhaus Projektierungs Paket auch qualitätsgesichert berechnet wurden.
Broschüre zum Staatspreis
Energiekennzahlen:
Heizwärmebedarf 14 kWh/m²a (PHPP)
Nutzkältebedarf 1 kWh/m²a (PHPP)
Primärenergiebedarf 91 kWh/m²a (PHPP)
CO2-Emissionen 23,8 kg CO2/m²a (PHPP)
Kindergarten Muntlix, Zwischenwasser, Vorarlberg Staatspreis
Bauherrin: Gemeinde Zwischenwasser
Architektur: HEIN architekten
Fachplanung: DI Bernhard Weithas GmbH für Bauphysik
Der Kindergarten Muntlix ist ökologisch konsequent bis zum kleinsten Detail, räumlich feinsinnig und ausdifferenziert und von großem atmosphärischem Zauber. Die Gemeinde Zwischenwasser stellte mit diesem Passivhaus mit Lehmstampfboden zum wiederholten Mal ihr vorbildliches Engagement für nachhaltige Baukultur unter Beweis. Das Gebäude wurde nach den strengen Kriterien des Vorarlberger Kommunalgebäudeausweises geplant und errichtet und entspricht damit hochwertigen Anforderungen für Bauökologie, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei Errichtung und Betrieb.
Versorgungstechnik: Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerück-gewinnung; Wärmepumpe mit Tiefensonden; Bauteilaktivierung via Fußbodenheizung; LED–Beleuchtung
Photovoltaikanlage mit 36.000 kWh Stromertrag;
Qualitätssicherung: Blower Door Test, umfassendes Energiemonitoring, Ermittlung Energiebedarf mit PHPP, externes Produktmanagement , klimaaktiv Gold
Energiekennzahlen für das Gerichtsgebäude:
Heizwärmebedarf 10,5 kWh/m²a (PHPP)
Nutzkältebedarf 1,4 kWh/m²a (PHPP)
Primärenergiebedarf 99,3 kWh/m²a (PHPP)
CO2-Emissionen 24,9 kg CO2/m²a (PHPP)
Justizzentrum Korneuburg, Niederösterreich Staatspreis
Bauherren: BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., Bundesministerium für Justiz
Architektur: ARGE Dieter Mathoi Architekten & DIN A4 Architektur ZT GmbH
Fachplanung: Energieeffizientes Bauen Herz & Lang GmbH
Das Justizzentrum Korneuburg ist weltweit das erste Gerichtsgebäude mit Vollzugsanstalt, das als Passivhaus geplant und umgesetzt wurde, und es setzt in dieser Größenordnung und Nutzungsart in Baugestaltung und energetischer Performance nachhaltige Maßstäbe. Im Inneren ist das Justizgebäude durch drei große Lichthöfe bestimmt, die für Angestellte und BesucherInnen gleichermaßen eine qualitätsvolle Atmosphäre schaffen. Die teilweise eineinhalb-Geschoßigkeit des Erdgeschosses wurde sinnvoll genutzt. In jenen Bereichen, in denen diese Überhöhe nicht benötigt wird, ist die gesamte Haustechnikanlage untergebracht. Durch die gezielte Nutzung von Tageslicht, eine hochwärmegedämmte Hülle, alternative Energieversorgungssysteme und hochwertige Planung konnte erstmals ein Bauwerk dieser Nutzungskategorie und Größe in Passivhausqualität ausgeführt werden.
Versorgungstechnik: Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung; Wärmepumpe mit Grundwassernutzung; Free-Cooling/Bauteilaktivierung via Fußböden/Decken; Back-up via hocheffizienten Gasbrennwertkessel
Qualitätssicherung: Blower Door Test, umfassendes Energiemonitoring, Passivhauszertifizierung, externes Produktmanagement mit Messungen, klimaaktiv Gold
Energiekennzahlen:
Heizwärmebedarf 14 kWh/m²a (PHPP)
Nutzkältebedarf 1 kWh/m²a (PHPP)
Primärenergiebedarf 35 kWh/m²a (PHPP)
CO2-Emissionen 10 kg CO2/m²a (PHPP)
Schulzentrum Schüttdorf, Zell am See, Salzburg Nominierung
Bauherrin: Stadtgemeinde Zell am See und Allegro Leasing GmbH
Architektur: Architekturbüro Karl + Bremhorst
Fachplanung: Büro TAP-Technische Anlagen Planungsteam GmbH, Ing.büro Rothbacher GmbH (Bauphysik)
Das Schulensemble aus Volksschule und Kindergarten besticht durch seinen schlichten, die städtebauliche Situation beruhigenden Baukörper. Besondere Qualität entwickelt der kleine Schulhof auf dem Dach der Turnhalle. Passivhaus-Standard, Qualität der Materialien im Innenausbau und hohe Ansprüche an die Innenraumluftqualität erfüllen moderne Komfortanforderungen, wie sie im Schulbau wünschenswert wären.
Versorgungstechnik: Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung; Bauteilaktivierung via Heiz-/Kühldecken; Photovoltaikanlage mit Jahresertrag von knapp 27.000kh Strom; Biomasse-Mikronetz als Back-up; LED –Beleuchtung
Qualitätssicherung: Blower Door Test, umfassendes Energiemonitoring, Ermittlung Energiebedarf mit Passivhausprojektierungspaket PHPP, externes Produktmanagement, klimaaktiv GOLD
Energiekennzahlen:
Heizwärmebedarf 11 kWh/m²a (PHPP)
Nutzkältebedarf 1 kWh/m²a (PHPP)
Primärenergiebedarf 86 kWh/m²a (PHPP)
CO2-Emissionen 19,2 kg CO2/m²a (PHPP)
Volksschule Mariagrün, Graz, Steiermark Nominierung
Bauherrin: GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH
Architektur: Architekturwerk Berktold Kalb
Fachplanung: Rosenfelder & Höfler Consulting Engineers (Bauwerk), Ingenieurbüro Saier (Haustechnik)
Lüftungstechnik vonJ. Pichler Gesellschaft m.b.H.
In die Parklandschaft eines ehemaligen Sanatoriums – heute ein Kindergarten – passt sich dieser schlichte Baukörper zurückhaltend ein. Energetisch und bezüglich des thermischen Komforts wird Passivhausqualität im Schulbau beispielhaft ebenso umgesetzt, wie bei der Verwendung hochwertiger Materialien im Innenausbau auf die Qualität der Innenraumluft geachtet wurde: Beste Voraussetzungen für einen hochwertigen Schulalltag.
Versorgungstechnik: Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung; Back-up via Fernwärme; Bauteilaktivierung via Massivdecken
Qualitätssicherung: Blower Door Test, umfassendes Energiemonitoring, Ermittlung Energiebedarf mit PHPP, externes Produktmanagement mit Messungen , klimaaktiv Gold
Energiekennzahlen:
Heizwärmebedarf 14 kWh/m²a (PHPP)
Nutzkältebedarf 1 kWh/m²a (PHPP)
Primärenergiebedarf 115 kWh/m²a (PHPP)
CO2-Emissionen 30,2 kg CO2/m²a (PHPP)
Wohn- und Bürogebäude Atrium, Sanierung, Lauterach, Vorarlberg | Nominierung
Bauherrin: ATRIUM Warger & Fink GmbH
Architektur: ATRIUM Raum für Ideen
Fachplanung: Hagen-Huster ZT GmbH (Statik), DI Bernhard Weithas GmbH (Bauphysik)
Es ist beachtenswert, dass sich ein privater Bauträger des ehemals „energetisch schlechtesten öffentlichen Gebäude Vorarlbergs“, dem früheren Lauteracher Rathaus angenommen hat. Von vormals 458 kWh/m²a konnte das Gebäude auf Passivhaus-Standard mit nur noch 14 kWh/m²a verbessert werden. Das Rathaus ist in einen Neubau übersiedelt, der Bestand durch den genannten Bauträger bis auf die Tragstruktur rückgebaut, aufgestockt und vollumfänglich saniert worden. Durch sinnvolle Nachverdichtung und öffentliche Nutzung in der Erdgeschosszone entsteht ein starker Mehrwert für den Stadtkern von Lauterach. Die sozialen und ökologischen Überlegungen und Entscheidungen sind gelebte Nachhaltigkeit und ein Beispiel für Nachverdichtung im Bestand, wie es hoffentlich noch viele Nachahmer finden wird.
Versorgungstechnik: Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung; Wasser-Wärmepumpe; Bauteilaktivierung durch Deckenelemente/Fußbodenheizung; PV-Anlage mit Jahresertrag von 36.000 kWh Strom; Reststrombedarf durch zertifizierten Ökostrom; LED–Beleuchtung
Qualitätssicherung: Blower Door Test, umfassendes Energiemonitoring, Ermittlung Energiebedarf mit PHPP, klimaaktiv Gold
Energiekennzahlen:
Heizwärmebedarf 14 kWh/m²a (PHPP)
Primärenergiebedarf 55 kWh/m²a (PHPP)
CO2-Emissionen 16,6 kg CO2/m²a (PHPP)
Qualitätssicherung: Blower Door Test, Energiemonitoring, Ermittlung Energiebedarf mit PHPP, externes Produktmanagemen
Wohnhausanlage „so.vie.so“, Wien Favoriten, Sonnwendviertel | Nominierung
Bauherrin: BWS Gemeinn. Allg. Bau-, Wohn- u. Siedlungsgenossensch. reg. Gen.m.b.H.
Architektur: s&s architekten
Fachplanung: dorr-schober & partner ZT GmbH, wohnbund:consult, Büro f. Stadt.Raum.Entwicklung Lüftungstechnik von J. Pichler Gesellschaft m.b.H.
Die Passivhaus-Wohnhausanlage so.vie.so besteht aus drei miteinander verschränkten Baukörpern. Der langgezogene, nord-süd-orientierte Hauptbaukörper bildet mit dem zum Helmut-Zilk-Park zugewandten und höheren Bauteil ein L. Hofseitig ist diesem ein leicht geschwenkter Baukörper vorgesetzt. Gemeinschaftsräume + Begegnungszonen sorgen für ein gutes Miteinander der BewohnerInnen. Die in verschiedenen Grüntönen gehaltenen und geschoßweise versetzen Balkone gliedern die Fassade stimmig.
Besondere Beachtung verdient aber auch das Konzept der Partizipation: obwohl es sich um einen klassischen sozialen Wohnungsbau handelt, hat es in einem moderierten Prozess allen zukünftigen BewohnerInnen vielfältige Möglichkeiten zur Mitsprache gegeben. Und vielleicht gerade ob dieser Möglichkeiten: Entstanden ist auch ein Musterbeispiel für energieeffizienten und ökologisch hochwertigen Wohnungsneubau.
Versorgungstechnik: Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung; hocheffiziente Fernwärme; Bauteilaktivierung via Fußbodenheizung