Thermisch optimierte Sanierung als Antwort auf Klimawandel
Die Passivhaus Austria fordert die Bundesregierung auf bei der Klimakonferenz in Lima ebenso wie innerhalb Österreichs verbindliche Ziele zu setzen. Wenn Österreich wirklich daran interessiert ist, die Weichen für eine Energiewende zu stellen, dann müssen jetzt konsequente Maßnahmen getroffen werden.
Bundesweit muss die Energieeffizienz bis 2020 um 25%, bis 2030 um 45% und bis 2050 um 70 % gesteigert werden, um das 2°C-Ziel zu erreichen. Das ist durchaus zu schaffen und würde gleichzeitig auch dauerhaft mehr als 100.000 grüne Arbeitsplätze pro Jahr und einen Wirtschaftsaufschwung bedeuten. Die Senkung des Energiebedarfes ist die billigste und größte heimische Energiequelle.
- Unterstützen Sie die Petition Start Energieeffizienz - Stopp fossile Energie und wenden Sie sich an die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Lima
Vom 1. bis 12. Dezember 2014 wird die UN-Klimakonferenz (COP 20) in Lima stattfinden. Der Handlungsbedarf ist enorm. Die Treibhausgasemissionen haben sich in den letzten 50 Jahren mehr als verdreifacht und waren seit mindestens 800.000 Jahren nie so hoch wie heute. Bis zum Jahr 2100 wird der Meeresspiegel um einen Meter oder mehr ansteigen mit unabsehbaren Folgen für mehrere hundert Millionen Menschen. In Österreich hat sich die Temperatur bereits um 2°C gegenüber dem Jahr 1880 erhöht und wird bis 2100 auf + 5,5 °C gegenüber dem Jahr 1880 ansteigen. Um das weltweite 2°C-Ziel noch erreichen zu können, sind jetzt massive Anstrengungen unabdingbar, der durchschnittliche CO2 Ausstoß muss auf 2 Tonnen pro Person reduziert werden. Derzeit emittiert jeder Österreicher im Schnitt aber 10 Tonnen CO2.
Dass dieses Ziel trotzdem keine Utopie sein muss, wird am Beispiel der Vorschläge der Passivhaus Austria für eine konsequente Umsetzung im Gebäudesektor deutlich. Alleine die Einführung des Passivhaus-Standards im Neubau und die konsequente thermische Sanierung auf EnerPHit-Standard, jeweils gepaart mit der Umstellung auf Erneuerbare Energieträger, würde den CO2 Footprint um 4 Tonnen CO2 pro Person bis zum Jahr 2035 senken.
Bei der Parlaments-Enquete "Wir sind alle Klimazeugen" am 25.11. betonte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb erneut den dringenden Handlungsbedarf und die Bedeutung der Energieeffizienz als die wichtigste Sofortmaßnahme im Kampf gegen den Klimawandel. In das gleiche Horn stieß am selben Tag ein paar Häuser weiter im Rathaus der deutsche Vordenker und langjährige SPD-Politiker Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker bei der Konferenz „Zero Emission Cities“. Er hob dabei besonders die bereits heute existierenden großen ökonomischen Möglichkeiten mit der Umsetzung des Passivhaus-Standards hervor, wie z.B. der 117 Hektar große Passivhaus-Stadtteil Heidelberg-Bahnstadt zeigt.
Ebenfalls am 25.11. hat die im Besitz der Stadt befindliche Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG neue Richtlinien für alle ihre eigenen Bauten beschlossen. „Generell bekennen wir uns zum nachhaltigen Bauen und Sanieren, zum Einsatz erneuerbarer Energieträger und zu einer ressourcenschonenden Wirtschaftsweise. Das zertifizierte Passivhaus ist das Fundament dieses Ansatzes“, begründet Hannes Gstrein den Beschluss der IIG, ab sofort alle ihre Bauten als zertifizierte Passivhäuser zu errichten.
Österreich braucht wieder engagiertes politisches Handeln
Österreich war in den vergangenen 20 Jahren bei der Umsetzung energieeffizienter Bauten weltweit führend und weist die höchste Dichte an Passivhäusern auf. „Unsere Wirtschaft hat durch langjährige Forschungs- und Weiterbildungsaktivitäten das Know-how, die geeigneten Passivhaus-Komponenten und die weltweit gefragte Kompetenz“, betont Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria. Und weiter, „dies gilt es nun fortzuführen und die notwendigen politischen Rahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebenen zu schaffen“.
Hier dienen die Stadt Brüssel und der Staat Luxemburg als Vorbilder. Diese legen höchste Priorität auf Energieeffizienz, und haben das Passivhaus zu dem ab 2015 bzw. 2017 geltenden Mindeststandard gemacht. Gerade bei Stadtentwicklungsgebieten wäre es problemlos möglich ab sofort das kostengünstige Passivhaus flächendeckend umzusetzen. Damit stiege in diesen Gebieten sprunghaft der Wohnkomfort bei sinkenden Kosten und gleichzeitig wäre keine einzige Erdgasleitung mehr erforderlich.
Die Auszahlungen von öffentlichen Fördergeldern im Neubau sollten ebenso ab 2015 an die Umsetzung des kostenoptimalen Passivhaus-Standards in ganz Österreich gebunden werden, damit Wohnen nachhaltig leistbar bleibt. So benötigen Neubauten auch keine fossilen Energieträger mehr.
Sanierungsscheck - sinnvoll aufwerten bringt‘s
In der thermischen Sanierung schlägt Günter Lang von der Passivhaus Austria seit langem eine Überarbeitung des Sanierungsschecks vor. Kein weiteres Fördergeld für fragwürdige Einsparungen durch Einzelmaßnahmen und mäßige Sanierungsqualitäten als Mitnahmeeffekte, welche sich dann langfristig wirtschaftlich kontraproduktiv auswirken. Stattdessen soll der Sanierungsscheck nur an thermisch optimierte Sanierungen mit mindestens 85 Prozent Energieeffizienzsteigerung oder bei Unterschreitung des qualitätsgesicherten EnerPHit-Standards mit 25 kWh/m²a ausbezahlt werden.
Dafür kann der Förderbetrag auf € 100,- pro Quadratmeter erhöht werden, was wiederum die Attraktivität für Investitionen steigern würde. Mit einem Fördervolumen von jährlich 500 Millionen Euro könnten so jährlich fünf Millionen Quadratmeter Altbau nachhaltig saniert werden. Dies würde das Defizit der österreichischen Handelsbilanz um jährlich 100 Millionen Euro entlasten, und gleichzeitig kann sich der Finanzminister über Steuereinnahmen von 720 Millionen Euro erfreuen, die durch die gesteigerte arbeitsintensive Altbausanierung in die leeren Staatskassen kommen. Für die Mieter, Eigentümer und Nutzer liegt der Vorteil in der deutlich günstigeren Energierechnung und dem erhöhten Wohn- und Nutzerkomfort.
Für die UN-Klimakonferenz in Lima empfiehlt Lang die Umschichtung von Subventionierung fossiler Energieträgern zu Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen. Laut WEO World Energy Outlook Report 2013 fließen für fossile Energie pro Jahr Fördergelder von 438 Milliarden Euro weltweit. Die Hälfte dieser Gelder würde für einen globalen Energieeffizienz Masterplan ausreichen, womit weltweit binnen 20 Jahren bei 44 Milliarden Quadratmetern, dies entspricht rund einem Drittel der weltweiten Wohnfläche, der Energieverbrauch für Heizen, Kühlen und Entfeuchten um 85 Prozent gesenkt werden könnte.
Investitionen in Energieeffizienz sind nicht nur ökologisch wünschenswert, sondern auch ökonomisch von Bedeutung. In Dänemark wurden im Rahmen des Energieeffizienz-Verpflichtungssystems Einsparungen bei durchschnittlichen Kosten von 5,6 Cent/kWh erreicht. Auch für Österreich beziffert die E-Control die niedrigsten Kosten mit 4,64 Cent pro eingesparte Kilowattstunde. Das Passivhaus Institut hat jüngst erst nachgewiesen, dass z.B. die Kosten für zertifizierte Passivhaus-Fenster lediglich 3,2 Cent/kWh betragen und damit während eines Lebenszyklus viermal so viel Geld einsparen als herkömmliche Fenster.
Lang appelliert daher an die Bundesregierung und die Wirtschaftskammer, nicht selbst die innovative österreichische Wirtschaft auszubremsen und den Nationalen Energieeffizienz-Plan zu revidieren und endlich Energieeffizienz wirklich in den Fokus zu stellen, will sich Österreich nicht gänzlich in Europa blamieren.
Zuletzt hat zum wiederholten Male Karl Aiginger vom WIFO bei der Eröffnung der eigenen Sanierung des WIFO-Bürogebäudes auf die enormen positiven volkswirtschaftlichen Aspekte und Schaffung von Arbeitsplätzen eindringlich hingewiesen. Nun gilt es, diesen Weg aber konsequent zu beschreiten. Eine Sanierungsoffensive mit qualitätsgesicherten Einsparungszielen stärkt die österreichische Wirtschaft, bringt Österreich beim Klimaschutz wieder in Vorreiterposition und spart Energie und Geld. Und außerdem darf sich der Finanzminister über zusätzliche Steuereinnahmen freuen.
Erste Schul-Sanierung auf Passivhaus-Standard Schwanenstadt
- Schon vor 10 Jahren unter Beweis gestellt.
- Energieeffizienz steigern statt Gas geben.
- Bei Österreichs erster Schulsanierung auf Passivhaus-Standard
wurde der Heizwärmebedarf um 89% reduziert.
- Statt 55.400 m³ Erdgas braucht die Schule nur noch 47 m³ Pellets pro Jahr.
Quelle: ARGE Erste Passivhaus Schulsanierung + Passivhaus Austria