Bundes-Energieeffizienzgesetz bedeutet volle Fahrt rückwärts
Die Passivhaus Austria fordert den Stopp von allen Subventionen für fossile Kraftwerke. Wenn Österreich wirklich daran interessiert ist, die Weichen für eine Energiewende zu stellen, dann müssen endlich konsequente Schritte gesetzt werden. Bundesweit muss der Gesamtenergieverbrauch bis 2020 um 20%, bis 2030 um 40% und bis 2050 um 60 % gesenkt werden, um das 2°C-Ziel zu erreichen. Das ist durchaus zu schaffen und würde gleichzeitig 100.000 grüne Arbeitsplätze schaffen.
Das Energieeffizienzpaket ist in der vorliegenden Form nicht dazu geeignet Österreich auf den Pfad einer naturverträglichen Energieunabhängigkeit zu führen. Dem Argument der KWK Befürworter: „Ein Stopp des Fernwärmeausbaus würde in rasch wachsenden Städten de facto die Erdgasversorgung für Raumwärme pushen“, widerspricht Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria, in aller Deutlichkeit. „Dies würde nur die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern für die nächsten Jahre und Jahrzehnte einzementieren und relevante Energieeinsparungen verhindern. Stattdessen sollte nach den Vorbildern der Stadt Brüssel und von Luxemburg höchste Priorität auf Energieeffizienz gelegt werden, wo Passivhaus ab 2015 bzw. 2017 Standard ist“. Gerade bei Stadtentwicklungsgebieten wäre es problemlos möglich ab sofort den kostenoptimalsten Baustandard – das kostengünstige Passivhaus - flächendeckend umzusetzen. Damit steigt in diesen Gebieten sprunghaft der Wohnkomfort bei sinkenden Kosten und gleichzeitig ist keine einzige Erdgasleitung mehr erforderlich.
Die Auszahlungen von öffentlichen Fördergeldern im Neubau sollten ebenso ab 2015 an die Umsetzung des kostenoptimalsten Baustandard in Passivhaus-Qualität in ganz Österreich gebunden werden, um somit für diese Neubauten keine zusätzlichen fossilen Energieträger mehr zu benötigen.
In der thermischen Sanierung schlägt Günter Lang von der Passivhaus Austria seit langem eine Überarbeitung des Sanierungsschecks vor. Kein weiteres Fördergeld für fragwürdige Einsparungen durch Einzelmaßnahmen und mäßige Sanierungsqualitäten als Mitnahmeeffekte, welche sich dann langfristig wirtschaftlich kontraproduktiv auswirken. Stattdessen soll der Sanierungsscheck nur an thermisch optimierte Sanierungen mit 85 % Energieeffizienzsteigerung ausbezahlt werden. Als Qualitätslatte wäre hierfür der EnerPHit-Standard mit 25 kWh/m²a qualitätsgesichert bestens geeignet und leicht zu handhaben. Dafür kann der Förderbetrag auf € 120,- pro Quadratmeter erhöht werden, was wiederum die Attraktivität für Investitionen steigern würde. Anstatt 40 Mill. Euro für fossile Kraft-Wärme-Kopplung könnte damit ein engagierter Sanierungsscheck auf 120 Mill. Euro aufgestockt werden und pro Jahr 150 Millionen Kilowattstunden an Wärmeenergie eingespart werden.
Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen sind nicht nur ökologisch wünschenswert, sondern auch ökonomisch von Bedeutung. In Dänemark wurden im Rahmen des Energieeffizienz-Verpflichtungssystems Einsparungen mit durchschnittlichen Kosten von 5,6 Cent/kWh erreicht. Auch für Österreich beziffert die E-Control die niedrigsten Kosten mit 4,64 Cent pro eingesparte Kilowattstunde. Das Passivhaus Institut hat jüngst erst nachgewiesen, dass z.B. die Kosten für zertifizierte Passivhaus-Fenster lediglich 3,2 Cent/kWh betragen und damit auf die Lebenszykluszeit viermal soviel Geld einsparen als herkömmliche Fenster.
Ebenso abzulehnen ist, dass der größte Immobilienbesitzer Österreichs, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die sich im Besitz des Bundes befindet, sowohl bei der Berechnung als auch der Verpflichtung im Energieeffizienzgesetz ausgenommen bleiben soll. Eine Sanierungsoffensive der Bundesgebäude, die mit der BIG auch Schulen umfassen würde, könnte wichtige Wirtschaftsimpulse setzen, Klimaschutz in Österreich bei Jung und Alt sichtbar machen und Emissionen, Energie und Geld sparen.
Günter Lang appelliert an die Verhandler zum Energieeffizienzgesetz endlich die Energieeffizienz in den Fokus zu stellen, will sich Österreich nicht gänzlich in Europa blamieren.
Titelfoto: Schule Schwanenstadt; Fotocredits: Passivhaus Austria